Revista europea de historia de las ideas políticas y de las instituciones públicas


ISSN versión electrónica: 2174-0135
ISSN versión impresa: 2386-6926
Depósito Legal: MA 2135-2014

Presidente del C.R.: Antonio Ortega Carrillo de Albornoz
Director: Manuel J. Peláez
Editor: Juan Carlos Martínez Coll


Herbert Elzer, Konrad Adenauer, Jakob Kaiser und die „kleine Wiedervereinigung“. Die Bundesministerien im außenpolitischen Ringen um die Saar 1949-1955, (= Geschichte, Politik & Gesellschaft 9), Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert, 2008, 1137 págs.

Thomas Gergen

ABSTRACT: Herbert Elzer ist in den letzten Jahren mit zahlreichen Detailstudien zum Saarreferendum von 1955 in Erscheinung getreten, die verstreut publiziert sind. �ber die Rolle wichtiger Landespolitiker aus Baden-W�rttemberg bei der Europ�isierung der Saar hat er genauso geschrieben wie �ber die T�tigkeit Adolf S�sterhenns, welcher Pr�sident des rheinland-pf�lzischen Verfassungsgerichts war. Bemerkenswert sind ferner die Studie zum Verhalten Konrad Adenauers in der Saarfrage sowie die Analyse der Saarpolitik der FDP.Zwei B�nde beleuchten tief sch�rfend die Zeit von 1949-1955; dazu im Einzelnen.

PALABRAS CLAVE: Herbert Elzer, Konrad Adenauer, Jakob Kaiser, Wiedervereinigung, Geschichte, Politik, Gesellschaft 9.

Im zweiten Buch stellt sich Elzer der Aufgabe, nachzuweisen, dass sich Adenauers Einflüsse keineswegs auf die Verhandlungen mit Frankreich, sondern auch auf das Saarland ausdehnten; Adenauer streckte nämlich in aller Stille seine Fühler aus, die bis zu Ministerpräsident Johannes Hoffmann reichten. Der regierungsinterne Gegenspieler, der Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen Jakob Kaiser, plädierte indes deutlich für die „kleine Wiedervereinigung“ des Saarlandes mit der Bundesrepublik Deutschland. Dabei spielte die Diskussion über die völkerrechtliche Zugehörigkeit der Saar zu Deutschland eine wichtige Rolle. Elzer legt hierzu eine konsistente Studie der völkerrechtlichen Verhältnisse der damaligen Zeit vor, d.h. über die völkerrechtliche Zugehörigkeit der Saar als Bestandteil Gesamtdeutschlands in den Grenzen von 1937 [Teil 4: S. 833-907]. Auf der Basis des Auswärtigen Amtes und des Bundesministeriums für Gesamtdeutsche Fragen (BMG) vermag der Autor sodann einen faszinierenden Machtkampf zwischen dem „kaltblütig-pragmatischen“ Adenauer und dem „leidenschaftlich-patriotischen Kaiser" zu skizzieren. Elzers Buch gliedert sich in fünf Teile: Im ersten legt er den Grundstein und bringt die geschichtlichen und institutionellen Voraussetzungen, indem er die Saarfrage von 1945 bis 1949 und die Bildung der zuständigen Behörden (BMG, Kanzleramt, Auswärtiges Amt) in Bonn 1949/50 zusammenführt. Teil 2 umfasst den besagten Entfremdungsprozess zwischen Kanzleramt/Auswärtigem Amt und dem BMG in der Saarpolitik (1949 bis 1954), personalisiert durch Adenauer einerseits und Kaiser andererseits. In Teil 3 schildert Elzer das mühsame Miteinander von Auswärtigem Amt und BMG anhand des Pariser Saarabkommens und der Volksabstimmung (23. Oktober 1954 bis 23. Oktober 1955). Wie bereits erwähnt widmet Elzer der völkerrechtlichen Situation den Teil 4, ehe er dann –schon synthetisierend in Teil 5- Bundeskanzler Adenauers Position zu Europa, Deutschland und der Saar analysiert. Es folgt eine detaillierte Schlussbetrachtung sowie ein umfänglicher Dokumentenanhang wie Quellen, Literatur, Glossar und ein sehr hilfreiches Personenregister. Wenn Elzer allerdings resümierend die „undemokratischen“ Verhältnisse im Saarland als These formuliert, muss er sich fragen lassen, von welcher Warte er die Demokratie beurteilt. Sieht er diese vonseiten der heutigen Ordnung der Bundesrepublik? Sollte es um einen historischen Verfassungsvergleich gehen, so wäre ein historischer Vergleich mit der Demokratie mit der Bundesrepublik und des Saarlandes vonnöten. Denn auch die in der Demokratie noch „ungeübte“ Bundesrepublik musste das erst 1949 entstandene Grundgesetz, in den Verästelungen der staatlichen Gewaltenteilung umsetzen und Verfassungswirklichkeit schaffen. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungs gerichts aus den 1950er und 1960er Jahre beweist indes, dass Gesetzgebung und Exekutive nicht immer Grundgesetz konform arbeiteten, was das Bundesverfassungsgericht regelmäßig monieren musste. Inwieweit also „demokratische“ oder – sehr konträr gesprochen – „undemokratische“ Verhältnisse im Saarland, das selbst auf der Grundlage der Verfassung von 1947 lebte, herrschten kann m.E. besser im direkten Verfassungsvergleich mit der Verfassungspraxis der damaligen Bundesrepublik beurteilt werden. Elzers Studie bringt durch die Einbeziehung der Akten des BMG viel Neues, wenn man die bisherigen Forschungen zur Saargeschichte und speziell zur „Saarfrage“ von 1955 zusammenstel 1. Eine seriöse Beschäftigung mit seinen Erkenntnissen aus den bislang nicht ausgewerteten Archiven und eine ausgewogene Einbeziehung in die bisher vorliegende Literatur können, ja müssen zu einer fairen und vollständigen Beurteilung der Saarfrage in Zukunft führen. Und wie man ganz persönlich im Ergebnis zum Saarreferendum und seinen Konsequenzen stehen mag; das Buch Elzers gehört infolge seiner akribischen Auswertung der Ministerialarchive von heute an zur Bewertung der damaligen Ereignisse dazu. [Recibido el 3 de enero de 2012].

NOTA

1 So, wie viele Autoren auch, siehe mit weiteren Nachweisen: Thomas Gergen, Von der Saarprovinz zum Saarland. Die Vorgängerorganisationen des Saarlandes bis zu den Volksabstimmungen von 1935 und 1955, in: Saarländische Kommunalzeitschrift, 9 (2005), S. 211-230.




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