Revista europea de historia de las ideas políticas y de las instituciones públicas


ISSN versión electrónica: 2174-0135
ISSN versión impresa: 2386-6926
Depósito Legal: MA 2135-2014

Presidente del C.R.: Antonio Ortega Carrillo de Albornoz
Director: Manuel J. Peláez
Editor: Juan Carlos Martínez Coll


DIE FRAU BEI KARL MARX UND IN DER DDR

Gudrun STENGLEIN

Schlagwörter: Marx, Engels, Bebel, Unterdrückung, Befreiung, DDR, Feminismus, Emanzipation, Gleichberechtigung, Sozialismus, Zugang zu Bildung, Rollentheorie, Kapitalismus, Wahlrecht, Sufragetten

Palabras clave: Marx, Engels, Bebel, Represión, Liberación, RDA, Feminismo, Emancipación, Igualdad, Socialismo, Acceso a formación, Teoría del rol, Capitalismo, Sufragio universal.

Zusammenfassung: Laut Marx soll die Gleichberechtigung der Frau vollzogen werden, indem sie in den Arbeitsprozess eingeführt wird. Nur so könne sie die wirtschaftliche Unabhängigkeit von den Männern erfahren. In diesem Artikel wird die Theorie und ihre praktische Anwendung in der sozialistischen DDR analysiert.

Resumen: Según Marx las mujeres solamente pueden alcanzar la igualdad si se introducen en los procesos del trabajo, saliendo del trabajo de ama de casa. Así consiguen la independencia económica de los hombres y salen de la esclavitud. En este artículo se analiza la teoría de Marx y la puesta en práctica en la RDA socialista.

Para citar este artículo puede utilizar el siguiente formato:

Gudrun Stenglein (2018): «DIE FRAU BEI KARL MARX UND IN DER DDR», en Revista europea de historia de las ideas políticas y de las instituciones públicas, n. 13 (diciembre de 2018).


1. Einleitung

Als Dr. Manuel Juan Pelaéz, Lehrstuhlinhaber der Rechtsgeschichte in der Rechtsfakultät der Universität von Málaga, mich anlässlich der Erstellung der Festschrift zum 200-jährigen Geburtstag von Karl Marx1 einlud, einen Artikel beizusteuern, nahm ich dies mit Freude an. Als Kriminologin hatte ich mich im Rahmen meiner Doktorarbeit „Condición femenina y delincuencia: Estudio comparado hispano-alemán y una propuesta sistémica europea“, als Buch bei dem Verlag EAE Saarbrücken erschienen2, mit unterschiedlichen soziologischen Theorien als Erklärungsansätze für die Frauenkriminalität beschäftigt. Darunter fielen auch die Ansatzpunkte der Emanzipations- und feministischen Theorien, sowie die Linie der marxistischen Feministinnen.

In diesem Beitrag möchte ich das Thema der feministischen Frauenbewegungen und der Frau im Marxismus und der sozialistischen Theorie am Beispiel der DDR etwas weiter ausarbeiten.

2. Die Frau bei Marx, Engels und Bebel. Feministische Frauenbewegungen

Die Theorien zur Frauenemanzipation von Marx, Engels und Bebel, die zwischen den Jahren 1879 und 1884 erscheinen, sind die Basis der seit 1890 entstandenen Frauenbewegung, die sich für die Emanzipation und Befreiung der Frauen einsetzt.

Die Emanzipation bedeutet die Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit im politischen oder sozialen Bereich, egal ob es sich bei dem Subjekt um eine Frau oder einen Arbeiter handelt. Die Person kann sich aus der Abhängigkeit oder Bevormundung befreien, z. B. indem sie Wissen erwirbt oder in Aktion tritt. Ziel ist die Abschaffung von Privilegien, sowie die Gleichberechtigung und gleiche Chancen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Der Sozialismus beinhaltet die Idee der Überwindung des Kapitalismus und seiner Ersetzung durch das Gegenmodell einer weitgehend herrschaftsfreien, auf Gleichheit ausgerichteten Gesellschaft.3

Folglich scheint es, dass die Befreiung der Frau wohl nur im Sozialismus verwirklicht werden kann.

Der klassische Marxismus wird durch die Ideen der europäischen Aufklärung beeinflusst, besonders vom Vernunfts- und Fortschrittsglauben. Die radikalen demokratischen Ideen der Französischen Revolution von 1789 sowie die Theorien der französischen und englischen Sozialisten, wie z.B. Claude-Henri de Saint-Simon4 oder Robert Owen5, spielen eine wichtige Rolle. Die Philosophie des deutschen Idealismus von Georg Wilhelm Friedrich Hegel darf auch nicht auber Acht gelassen werden. Der Klassenkonflikt zwischen Bourgeoisie und Proletariat im Kapitalismus vergröꞵert mit zunehmender sozialökonomischer Entwicklung deren Unterschied, sodass die Notwendigkeit der Revolution eintritt: Die Ablösung des Kapitalismus durch gemeinwirtschaftliche Gesellschaftsformationen.

Friedrich Engels sieht die Entstehung des Patriarchats in der Lage der Frau, die eng verknüpft ist mit der des Privateigentums. In seiner Schrift Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats6 schildert er seine Theorie: In der Steinzeit hätten Mann wie Frau produktive Arbeit verrichtet; der Mann ging zur Jagd, die Frau bestellte den Garten etc. Die Entdeckung von Kupfer, Zinn, Bronze und Eisen brachte den Mann auf den Gedanken, mehr Ackerbau zu betreiben. Da die Frau körperlich nicht in der Lage war, diese schweren Werkzeuge zu bedienen, schaffte sich der Mann Knechte an, die dann die produktive Arbeit übernahmen. Durch den jetzigen Besitz von Privateigentum sei nun auch die Frau das Eigentum des Mannes. Engels bezeichnet diesen Übergang vom Mutterrecht zum Patriarchat als die weltgeschichtliche Niederlage des weiblichen Geschlechts. Engels begründet allerdings diese Theorie nirgendwo. Auch erklärt er nicht, warum der Besitz von Privateigentum den Besitz der Frau nach sich ziehen müsse. Die nun unbedingt monogame Familie „ist gegründet auf die Herrschaft des Mannes, mit dem ausdrücklichen Zweck der Erzeugung von Kindern mit unbestrittener Vaterschaft, und diese Vaterschaft wird erfordert, weil diese Kinder dereinst als Leibeserben in das väterliche Vermögen eintreten sollen“7.

Bei einer Vergesellschaftung der Produktionsmittel würde die Vererbung von Reichtum fortfallen, weil die Produktionsmittel Hauptteil des Erbes sind. Ebenso würde der Zwang der Ehetreue von den Frauen entfallen. Die Einzelfamilie wäre nicht mehr eine wirtschaftliche Einheit der Gesellschaft. Die Kindererziehung sollte zur öffentlichen Aufgabe gemacht werden, dadurch wäre die Hausarbeit der Frau stark reduziert und die Frauen könnten in den gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozess eingegliedert werden. Dies hätte zur Folge, dass sie ökonomisch unabhängig werden würden. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von der Ehe entfiele, es bestünde kein Ehezwang. Die Chance einer Liebesheirat und die Möglichkeit der Dauer der Ehe nach Dauer der Zuneigung wäre gegeben8.

Marx und Engels stellen in ihrer bürgerlichen Frauenemanzipationstheorie die ökonomischen Grundlagen der Gesellschaft nicht in Frage, sie legen sich abstrakt auf gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse fest. Durch Erziehungsmaßnahmen sowie juristische und politische Gleichstellung der Geschlechter sollte die Ungleichheit behoben werden9. Dabei herauskommen würde allerdings nur eine Ähnlichkeit von Unterdrückten und Unterdrückern. Die Unterdrückung der Frau gilt in der Theorie von Marx und Engels als Nebenwiderspruch. Der Hauptwiderspruch ist das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital, sprich Produktions- und Herrschaftsverhältnisse, im Kapitalismus, was das Grundverhältnis der kapitalistischen Gesellschaft darstellt.

Der Nebenwiderspruch der Unterdrückung der Frau in Ehe, Familie und Gesellschaft kann nur aufgehoben werden, wenn der Hauptwiderspruch überwunden wird, durch die Überwindung der Kapitalverhältnisse.

Marx sieht die Frauenemanzipation als Teil der menschlichen Emanzipation. Er analysiert die entfremdete Arbeit und stellt fest, dass die Gleichstellung der Geschlechter im Rahmen des Kapitalismus unzulänglich ist, weil die Möglichkeit zu freien Tätigkeiten und Fähigkeiten nicht gegeben sei. Da die Arbeit als freie bewusste Tätigkeit den Gattungscharakter des Menschen ausmache, entferne die entfremdete Arbeit aber dem Menschen die Gattung. Dies hat die Pervertierung des tätigen Lebens zur Folge, was zu einer Unmenschlichkeit im ursprünglich von der Arbeit getrennten Privatleben führt und somit zur Unterdrückung der Frau10.

Marx und Engels erhoffen sich große Vorteile durch den technischen Fortschritt im Arbeitsprozess. Durch stärkere Arbeitsplatznachfrage könne die Frau am Arbeitsprozess teilnehmen. Die technische Entwicklung trage dazu bei, dass die produktive Arbeit an Bedeutung gewinnen würde. Und daraus würde letztendlich das Ende der Unterdrückung der Frau resultieren. Einer der Knackpunkte dieser Theorie ist, dass wegen der Unterordnung unter das Partikularinteresse die besonderen Probleme der Frauen theoretisch und praktisch vernachlässigt werden. Es ist schwierig, Frauen und Männer einfach als gleiche Wesen im Sozialismus zu definieren.

August Bebel war Mitglied der deutschen Arbeiterbewegung in den 1860er-Jahren. Er war Mitbegründer sowie später Leiter der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die den marxistisch einzuordnenden sozialrevolutionären Flügel der Arbeiterbewegung vertrat. Für Bebel ist die Frauenfrage eine Seite der allgemeinen sozialen Frage11. Diese kann nur durch die Veränderung der Gesellschaftsverfassung gelöst werden.

Die Grundgedanken Bebels sind also denen von Marx und Engels ähnlich.

Da allerdings die Männer aller Klassen Interesse an der Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse hätten, müssten die Frauen an der Seite des Proletariats selbst für ihre Rechte kämpfen. Sie können nicht auf die Hilfe der Männer hoffen.

Bebel sieht in der sozialen Unterdrückung der Frau die Grundlage ihrer ökonomischen Abhängigkeit: Der Mann bestreitet den Lebensunterhalt. Dadurch wird die Frau zu seinem Eigentum, mit ihrer Arbeitskraft und mit ihrem Körper. Dies begründet auch die absolute Keuschheit, die von ihr verlangt wird. Bebel prangert in seiner Theorie, stärker als andere sozialistische Theoretiker, die repressive Sexualmoral als Mittel zur Sicherung der bestehenden Sozialordnung an.

Die Lösung der „Frauenfrage“ sieht er vor allem in der Erwerbstätigkeit der Frau und ihrer daraus resultierenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Die Frau soll dem Mann gegenüber nicht nur von Gesetzes wegen gleich sein, sondern auch ökonomisch frei und unabhängig von ihm. Auch sollte sie ihm in geistiger Ausbildung möglichst ebenbürtig sein. Dies sei aber unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Einrichtungen ebenso unmöglich wie die Lösung der Arbeiterfrage. Deshalb geht der Weg der Lösung der Frauenfrage auch nur über den Weg der Lösung der Arbeiterfrage12. Die zukünftige Gesellschaft stellt er sich so vor: Ehemals häusliche Arbeiten der Frauen sollen durch öffentliche Einrichtungen übernommen werden, damit Frauen am gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozess teilnehmen können. Kinder sollen öffentlich und gemeinsam erzogen werden. So könnten auch die Mädchen ihre Fähigkeiten voll entfalten. Insgesamt soll Planmäßigkeit und Ordentlichkeit in das menschliche Leben gebracht werden, indem die Jugend in ihrer Ungebundenheit durch gesellschaftliche Einrichtungen gezügelt wird. Die Gesellschaft könne auch den Anspruch erheben, dass alle Arbeitsfähigen arbeiten.

3. Geschichtliche Kontextualisierung der Frauen

Um die Theorien von Marx, Engels und Bebel bezüglich der Frauen nachvollziehen zu können, ist es erforderlich, diese in ihrem geschichtlichen Kontext zu analysieren. Die Frauen waren im 18. und 19. Jahrhundert so gut wie nie Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten. Im Rahmen meiner Doktorarbeit stellte ich fest, dass die Untersuchung der weiblichen Delinquenz mit den Emanzipationsbewegungen von Frauen zusammenfällt. Die Vermutung liegt nahe, dass durch die Emanzipation die Kriminalität von Frauen zunimmt. Die Befürworter der Emanzipation warnen gar vor einer drastischen Zunahme. Bis in die 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das Phänomen der Frauenkriminalität nur als Anhängsel zu der männlichen Kriminalität untersucht. Anwendbare Theorien oder Studien im Zusammenhang mit der Delinquenz von Frauen sind so gut wie nicht existent. Es ist auch sehr schwierig, in dieser historischen Periode öffentliche Programme zu finden, die das fragliche Phänomen untersuchen. Es gibt weder von internationalen noch nationalen Organisationen Initiativen, oder so gut wie gar nicht.

Bis Ende der 60er-Jahre ist die Frau aber generell als Untersuchungsgegenstand so gut wie unbedeutend, sie spielt fast keine Rolle bei historischen Überlegungen, Untersuchungen, Nachforschungen oder in den Sozialwissenschaften. Es scheint, als seien sie nicht von Interesse13 .

Frauen als weibliche Protagonistinnen historischer Prozesse verdienen bis vor kurzem ebenso wenig Aufmerksamkeit. In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts taucht die Geschichte der Frau in enger Beziehung zum zeitgenössischen Feminismus auf. Der zentrale Punkt dieser Studien ist die Untersuchung der Ursachen und Gründe der untergeordneten Stellung von Frauen in der Gesellschaft und warum sich diese Situation im Laufe der Geschichte zu behaupten scheint.

Nach einer Reihe historiographischer Beiträge, die die Formen der Unterdrückung der Frau und deren Reaktion hervorheben, tritt die Geschichte der Frau in eine Phase methodologischer und konzeptueller Erneuerung ein, die mit der Entwicklung zeitgenössischer feministischer Theorien und der Sozialgeschichte verquickt ist. Sie konsolidiert sich als autonomer Zweig der historischen Disziplinen in den 70er-Jahren mit selbstständigen und eigenen Programmen und Abteilungen in den Kulturwissenschaften.

Historiker berücksichtigen fast ausschließlich die Kriterien der Diskriminierung nach Nation, Klasse, Religion oder Alter, nicht jedoch nach Geschlecht. Junge Historiker aus den kritischen Bereichen neo-marxistischer Herkunft beginnen, sensibel für die Spaltung der Gesellschaften gemäß dem männlich-weiblichen Beziehungskonflikt zu werden. Die Historiker sind sich uneinig, wenn es darum geht, eine Besonderheit der weiblichen Kultur oder des Geschlechts - nicht der Sexualität - als soziale Kategorie anzuerkennen. Die Geschichte der Frau beginnt, das Konzept von „gender“14 zu verwenden, um sich auf die soziale Organisation der Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu berufen. Die Sozialgeschichte erkennt, dass soziale Klassen als Gegenstand der Geschichte bei Männern nicht gleich funktionieren wie bei Frauen. Die Erfahrung dieser Klassen ist unterschiedlich.

Der Feminismus und seine entsprechenden Bewegungen reflektieren die Lebens- und Arbeitsbedingungen der europäischen Frauen, fordern die Einbeziehung von Arbeit und Bildung und reklamieren Rechte für die Ausgeschlossenen.

Diese Bewegung ist für eine tief greifende Veränderungen in der politischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Ordnung verantwortlich. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Vergangenheit von Frauen je nach Kultur, sozialen und politischen Prozessen in ihren jeweiligen Ländern sehr unterschiedlich ist.

In Bezug auf die Arbeit von Frauen kann hervorgehoben werden, dass in Europa über viele Jahrhunderte die produktiven Aktivitäten von Frauen für die Aufrechterhaltung und Entwicklung der Familien und der jeweiligen Gemeinschaften von grundlegender Bedeutung sind. Ein wichtiger Teil dieser Aktivitäten konzentriert sich auf den häuslichen Bereich wie die Lebensmittelverarbeitung, die Herstellung von Bekleidung und Arbeitsgeräten, die Pflege von Haustieren, den Verkauf von lokalen Feldprodukten auf den Märkten. Eine ihrer wichtigsten Aufgabe ist aber die Reproduktion von Kindern, denn ohne die Fortpflanzung kann die Menschheit nicht gedeihen. Die meisten Frauen werden bei ihrer Arbeit und ihrer Reproduktionsfähigkeit ausgebeutet. Das Produkt ihrer Arbeit und ihres Körpers wird vom Ehemann, dem Vater, dem Vormund oder dem Arbeitgeber kontrolliert.

Die Arbeit von Frauen im häuslichen Bereich wird nicht als solche betrachtet, sondern als grundlegender Teil ihrer Beschaffenheit. Es handelt sich dabei um weibliche Aufgaben, die ihr von Natur aus gegeben sind. Ihre Funktion ist grundlegend für die Familie und der Schlüssel zum Wohl der Gesellschaft.

Frauen sind nicht in der Lage, soziales Ansehen zu erreichen und noch weniger öffentliches oder politisches. Ihre anstrengende Arbeit erfährt nicht die geringste Anerkennung. Das besondere Ansehen, das Frauen erreichen können, ist eng mit dem Gebären von Kindern und der anschließenden Erziehung verbunden.

In geringerem Maße gibt es landwirtschaftliche Betriebe, die von alleinstehenden Frauen nach Kriegen oder dem Tod des Ehemannes geführt werden. Mit Ausnahme der Oberschicht handelt es sich in der Regel um Frauen, die in Armut leben und ihren Arbeitern mit knappen Ressourcen begegnen.

Das Eigentum und seine Weitergabe an Frauen und Männer sind je nach Zeit und europäischen Zonen unterschiedlich. In vielen Ländern besteht lange Zeit das Recht des Erstgeborenen. Manchmal besitzen Frauen das Land, können dieses Erbe jedoch nicht verwerten.

Eine der Hauptfolgen des Industrialisierungsprozesses zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert ist das Verschwinden der Familie als Produktionseinheit. Der Ort der produktiven Arbeit verlagert sich von zu Hause in die Werkstatt oder in die Fabrik. Die neue Wirtschaftsordnung führt jedoch zu Formen sexueller Segregation in der Arbeitstätigkeit. Reproduktive Aufgaben werden Frauen zugewiesen, produktive Tätigkeiten fast ausschließlich Männern. Das Gehalt von Frauen ist geringer als das von Männern. Die Identifizierung weiblicher Arbeit mit bestimmten Jobs mit geringerer Produktivität und billigen Arbeitskräften wird institutionalisiert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchen Frauen, Zugang zu den besser ausgebildeten Berufszweigen zu erhalten, sowohl zu den Hochschulberufen als auch zu den freien Berufen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begünstigen der zunehmende Schulbesuch, das Anheben des Heiratsalters, die demografische Situation infolge bewaffneter Konflikte und die Zunahme des Mittelstands den Zugang junger Frauen zur Hochschulbildung, folglich auch zu Berufen mit höherer Qualifikation und zu sozialem Status.

Der Kampf der Frauen um ihre Teilnahme am öffentlichen Leben, ihren Zugang zur Staatsbürgerschaft, den Bedürfnissen des Kapitalismus und dem neuen Arbeitsmarkt sowie um die Bildung als Zugang zu besser qualifizierten Stellen spielt eine aktive Rolle.

In Bezug auf die Bildung von Frauen kann man prinzipiell sagen, dass im 18. Jahrhundert nur die Aristokratie ihre Frauen ausbildet. Allmählich werden Frauen in die formale oder institutionelle Bildung eingebunden. Die Lebensperspektive der Frauen ändert sich. Die formale Bildung erreicht, wenn auch ungleichmäßig, immer mehr Frauen15 .

In allen Ländern ist die Hauptforderung des Feminismus, die Bildungsbeschränkungen abzuschaffen. Frauen ergreifen das Wort und fordern ihre Rechte mit unterschiedlichen Stärken und Strategien in den meisten europäischen Ländern ein, allem voran das Recht auf Bildung.

Die ersten Feministinnen verstehen, dass der Erwerb und die Anerkennung von Fachwissen ihr Zugang zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit ist. Sie nutzen die Tatsache aus, dass der Bildungsbereich der einzige Bereich ist, den ihnen die bürgerliche Gesellschaft überlässt. Sie machen den Unterricht zu ihrer ersten beruflichen Tätigkeit und werden Lehrerinnen.

4. Die Frauenbewegung: sozialer und politischer Feminismus

Bezüglich der Definitionen des Feminismus gibt es Ende des 19. Jahrhunderts einige Zeugnisse. Es ist ein Begriff, der mit der politischen Protestbewegung von Frauen identifiziert wird. In Spanien wird Feminismus als Soziallehre definiert, die Frauen die Fähigkeiten und Rechte einräumt, die bisher Männern vorbehalten waren16.

Der Feminismus erlebt politische und geographische Unterschiede. Der Beginn des Feminismus ist als kollektive Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesiedelt, obwohl sein Beginn auf das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts zurückgeführt werden muss. Die theoretische Ausarbeitung wird mit einer politischen Organisation vereinigt, die es erlaubt, Gesetzen, Urteilen usw. zu widersprechen. In den letzten Jahren gibt es innerhalb des Feminismus Frauen in allen Gesellschaften und Kulturen, die sich gegen die männliche Tyrannei und Hegemonie stellen17 .

Zur Zeit der Französischen Revolution beginnt sich die Stimme der Frau kollektiv auszudrücken. Frauen, die zuvor aktiv an den Unruhen beteiligt waren, fordern die Anerkennung ihrer politischen Rechte. Sie fordern den Zugang zu Bildung, die Beseitigung diskriminierender Gesetze und sogar das Recht auf Vertretung in den Volksvertretungen.

Im Jahr 1791 veröffentlicht Olimpia de Gouges18 eine Erklärung der Rechte von Frauen und Bürger, in der sie den Ausschluss von Frauen aus der politischen Vertretung anprangert. Sie fordert die Staatsbürgerschaft für Frauen ein. Die Autorin ist von der Erklärung der Menschenrechte und vom Naturrecht beeinflusst. Ihr großer Beitrag ist die Anerkennung der Rechtspersönlichkeit von Frauen, die Angleichung ihrer Rechte an die der Männer und die Forderung nach dem Wahlrecht der Frauen.

In England verkörpert Mary Wollstonecraft19 im 18. Jahrhundert die politischen und persönlichen Ansprüche des Feminismus. Diese britische Philosophin und Schriftstellerin konzentriert ihre Rede und ihren Kampf auf die Asymmetrie zwischen den Geschlechtern, die nicht auf biologische Unterschiede, sondern auf Bildung und die gelernten und erhaltenen Sozialisationsgewohnheiten zurückzuführen ist. Sie bestreitet, dass Frauen aufgrund ihrer Fähigkeiten den Männern unterlegen seien. Auꞵerdem legt sie fest, dass es die Dominanz der von Männern definierten sozialen Ordnung ist, die Frauen daran hindert, sich frei auszudrücken. Sie sieht Bildung als ideales Mittel, um Frauen mit Männern gleich zu stellen. Darüber hinaus würde sich die Autonomie der Frauen verbessern.

Diese Ideen sind die Grundlage der Formulierungen der feministischen Bewegung in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Die Frauen beanspruchen das Recht auf Bildung. Neben dem Recht auf Arbeit ist der Eckpfeiler des Feminismus, der als sozial bezeichnet wird, die Fokussierung auf politische Gleichheit und der Kampf um das Wahlrecht. Diese Grundideen sind der Schlüssel zur späteren feministischen Bewegung.

Die Frauen in europäischen Gesellschaften sind zu dieser Zeit auch wirtschaftlich nicht geschäftsfähig. Verheiratete Frauen unterliegen der Vormundschaft ihrer Ehemänner. Daher beanspruchen Feministinnen hauptsächlich das Recht, über ihr Vermögen und ihr eigenes Gehalt frei zu verfügen.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren die bedeutendsten Persönlichkeiten des spanischen Feminismus die Schriftstellerin Concepción Arenal20 und die Schriftstellerin Emilia Pardo Bazán21. Diese Autorinnen werden als die Referenzen bei der Forderung für das Recht auf Bildung und Arbeit für Frauen betrachtet. Der Zugang zur Universität und eine bessere berufliche Ausbildung von Frauen sind die Grundachsen ihrer politischen Programme.

Innerhalb dieser Bewegung – ohne Anerkennung durch den sozialistischen Feminismus, aber anerkannt als treibende Kraft des Feminismus der Komplementarität – ist es auch angebracht, die spanische Lehrerin und Schriftstellerin María del Buen Suceso Luengo de la Figuera22 zu nennen: man kann sie als ein Mitglied der 98er-Generation, die übrigens nicht so sozialistisch war, so wie es behauptet wurde, dies aber der Fall bei der nachfolgenden 14er-Generation und der 27-Gruppe war, bezeichnen. Sie ist eine große Verteidigerin der Gleichheit – nicht des Kampfes zwischen Mann und Frau –, deren soziales Vehikel hauptsächlich Bildung unter gleichen Bedingungen sein muss. Wie sie gibt es viele andere Autorinnen, deren Existenz fast ausgelöscht wurde, weil aufgrund der konservativen Tendenz die progressiven und sozialistischen Maximen nicht interessieren; die rechten Bewegungen erinnern sich gar nicht an sie.

Die britischen Suffragetten sind die aktivsten und diejenigen, die ihren Diskurs am radikalsten halten. Der britische Wahlrechtskampf unterscheidet sich zwischen einer gemäßigten und einer radikalen Linie. Die erste, die sich in der National Union der weiblichen Wahlrechtsgesellschaften organisiert und von Millicent Fawcett23 geleitet wird, widmet sich der politischen Propaganda und fordert Versammlungen und Überzeugungskampagnen innerhalb der strengsten Gesetzmäßigkeit.

Anfang des 20. Jahrhunderts wird der radikale Flügel geboren, die Suffragetten. Ihre Anführerin Emmeline Pankhurst24 verschmilzt die Sozial- und Frauenpolitikunion. Die Radikalisierung der Suffragetten hat eine Zunahme der Inhaftierungen zur Folge und politische Reaktionen wie Hungerstreik angesichts zunehmender Repression.

Dank der Radikalisierung des Feminismus wird nach einem langen Weg, seit dem Beginn der Agitation des englischen Wahlrechtskampfes im Jahr 1832, schlieꞵlich im Jahre 1928 das Frauenwahlrecht eingeführt, und zwar zu den gleichen Bedingungen wie das der Männer. Somit ist der Zugang von Frauen zu Entscheidungspositionen auf lokaler Ebene möglich.

Die nordischen und mitteleuropäischen Länder sind die ersten, die die politische Gleichheit festhalten und das Wahlrecht für Frauen einführen. Das einzige Land, das eine Ausnahme macht, ist die Schweiz, die es als letztes Land im Jahr 1970 einführt.

Im Jahr 1910 wird in Norwegen das allgemeine Wahlrecht eingeführt, in Finnland im Jahr 1906.

Am 19. Januar 1919 können Frauen in Deutschland erstmals bei Wahlen für Nationalversammlungen wählen. Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland ist sehr lang. Die Forderungen auf Gleichheit der Rechte, das Recht auf Arbeit und den Zugang zur Hochschulbildung sind die gleichen wie in ganz Europa. Feministinnen kämpfen um ein allgemeines Wahlrecht für beide Geschlechter. Im Jahr 1933 wird das passive Wahlrecht aufgehoben.

Eine der bekanntesten deutschen Feministinnen ist Clara Zetkin25.

Zwangsläufig muss bei den deutschen Feministinnen auch der Name der Kämpferin Rosa Luxemburg26 genannt werden, die leider unter seltsamen Umständen ermordet wird, nachdem sie den Verfall des Sozialismus heftig kritisiert (bei der II. Internationale und so den Übergang zur III. Internationale begünstigt, siehe die Schriften der Rote Flagge und Dokumente in der Spartakistische Liga); möglicherweise waren an ihrer Ermordung Freikorps (ehemalige Kombattanten der extremen Rechten) oder die Volksfronten (Kommunisten) beteiligt, die sie dann jedoch als revolutionäre Ikone verwendet haben.

Im Gegensatz dazu brauchen die südlichen mediterranen Länder, wie Frankreich und Spanien, länger, um das volle Wahlrecht zu erreichen. Hierzu eine Klarstellung: Seit den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts können die Französinnen in den Gemeinderäten wählen und gewählt werden. Das Wahlrecht für die Nationalversammlung kommt aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Auf der anderen Seite hat der spanische Feminismus, der eher sozial als politisch ist, keine generelle revolutionäre Tendenz bei der Forderung nach dem vollen Frauenwahlrecht. Während der Diktatur von Primo gibt es zaghafte Fortschritte, aber erst in der Zweiten Republik und in der Debatte über die Verfassung von 1931 wird der Anspruch auf das Wahlrecht sehr wichtig. Es scheint, als würde das allgemeine Wahlrecht voranschreiten. Aber es gibt Widerstand sowohl von der Linken, die glauben, dass die weibliche Abstimmung von der Kirche abhängig gemacht wird, was die Frauen dazu bringen könnte, für die monarchischen Parteien zu stimmen, sowie von der Rechten, die nichts von dem öffentlichen Leben der Frauen halten.

Die radikale republikanische Abgeordnete Clara Campoamor Rodríguez27 ist die Verteidigerin des Antrags, der das Wahlrecht der Frauen in den neuen Verfassungstext aufnehmen will – in der Diktatur Primos wurde das aktive Wahlrecht der Frauen anerkannt. Diese Stellvertreterin wird dann als Referenz für Feministinnen herangezogen, wie in den zuvor genannten Fällen. Der Zerfall der Republik durch den Bürgerkrieg und die anschließende Konsolidierung der Franco-Diktatur stellt einen Rückschritt dar. Das allgemeine Wahlrecht wird erst in der demokratischen Verfassung von 1978 verankert. In Bezug auf die Rolle der Frau muss bis zur Reform des Zivilgesetzbuchs von 1981 gewartet werden. Erstt jetzt wird der Frau die juristische Persönlichkeit und Handlungsfähigkeit zugesprochen. Sie ist somit rechtlich nicht mehr von ihrem Vater oder ihrem Ehemann abhängig.

Die ersten bekannten europäischen feministischen Zeitungen existieren zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England und Frankreich. Britische Frauen, Verteidigerinnen der parlamentarischen Reformen, greifen die Tyrannei patriarchalischer Institutionen an. Unter den Zeitungen, die in dieser Phase mehr Ruhm und Einfluss haben werden, befindet sich das English Woman's Journal, das in den Jahren 1858 bis 1864 zur Referenz des englischen Feminismus wird.

Französische Feministinnen wie Marie-Reine Guindorf und Désirée Verte lancieren die Zeitungen La femme libre, La Femme Nouvelle und La Tribune des femmes. Die französische feministische Zeitung La Fronde zeigt beispielhaft das von dieser Presse erreichte Niveau. Gegründet wird sie am 9. Dezember 1897 in Paris von der französischen Suffragette Marguerite Durand28 . Sie wird als die beste französische Zeitung dieser Epoche gerühmt.

Die Verbände sind das Instrument, um die Anstrengungen zu fokussieren und Strategien und Modelle für politische Maßnahmen zur Lösung der sozialen Probleme der Frauen zu entwickeln. Diese Versammlungsräume sind anfangs sporadisch und mit den französischen Revolutionsclubs (Saint-Simon) oder den feministischen Clubs des Jahres 1848 verbunden.

Der Austausch wird intensiviert und ein europäisches Netzwerk des Feminismus wächst. Es werden zwei parallele Netzwerke aufgebaut: ein liberales und ein sozialistisches. Auf dem Internationaler Feministischer Kongress von Berlin im Jahr 1896 werden die Beziehungen zwischen den beiden Netzwerken unterbrochen. Die Sozialdemokraten arbeiten weiterhin im Rahmen des internationalen Netzwerks. Durch diese internationalen Netzwerke wird die internationale Koordination einiger Aktionen gefördert.

Das Erreichen des Wahlrechts und aller nachfolgender Reformen scheint die feministische Bewegung erstickt zu haben. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist die rechtliche Gleichheit eine Tatsache. In den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts kommt die Bewegung jedoch erneut mit großer Kraft zurück.

Dieses Unbehagen und die erneute Entdeckung von Unterdrückung im Zeitalter der rechtlichen Gleichheit kommt in dem Buch von Simone de Beauvoir The Second Sex29 zum Ausdruck. Sie glaubt, dass die informelle soziale Kontrolle ein geschlechtsspezifisches Modell eingeführt hat, das Frauen als Mütter und Ehefrauen identifiziert. Ihrer Meinung nach ist man nicht als Frau geboren, sondern die Zivilisation bringt die weibliche Kreatur hervor.

Der Neofeminismus ist geboren, der einen langen Kampf um die Durchsetzung von Gesetzesreformen unternimmt, um die erheblichen Ungleichheiten abzumildern. Es geht um den Zugang zu Bildung, Zugang zum Studium, Gehaltsunterschiede bei der Arbeit und Zugang zum Wahlrecht in den Ländern, in denen es immer noch keines gibt. Im Allgemeinen beanspruchen Frauen, unter Bedingungen der Gleichheit mit Männern, den Zugang zu allen Bereichen und Ebenen der menschlichen Tätigkeit zu erlangen. Gesetzesvorlagen über Scheidung, Abtreibung und gegen sexuelle Belästigung werden ausgearbeitet. Auch die Mentalität in Bezug auf sexistische Gewalt innerhalb und außerhalb der Ehe ändert sich.

Die Frauenbefreiungsbewegung ist geboren. Sie besteht aus Feministinnen, die mit politischen Parteien verbunden sind, und den sogenannten Unabhängigen. Sie diskutieren über die Trennung politischer Handlungen zwischen den Geschlechtern. Erstere sehen die Ursache der Unterdrückung von Frauen im System selbst, in der politisch-sozialen Struktur, und sind mit linken Parteien und Arbeiterorganisationen verbunden. Sie geben der Bewegung ihre politisch-organisatorische Erfahrung und verlieren die vielfältigen Erfahrungen von Frauen je nach ihrer Stellung innerhalb der Klassen nicht aus den Augen.

Die Unabhängigen, die als radikale Feministinnen bekannt sind, sind dagegen den Aktionen und Strategien der linken Parteien zuzuordnen. Sie weisen gemeinsam auf die Unterdrückung von Frauen hin.

In den 70er und 80er-Jahren etabliert sich der sogenannte Feminismus von Gleichheit und Unterschied. In diesen Jahren liegt der Akzent auf der Überwindung der Geschlechter. Der Feminismus ist eine breite Bewegung, die das Leben von Frauen und von Männern durchdringt. Gesetzgebungs- und Mentalitätsänderungen werden erreicht.

5. Die Rolle der Frau in der DDR

Nostalgiker behaupten, dass die marxistischen Theorien in der sozialistischen DDR zu 100 Prozent umgesetzt wurden. Folglich müsste auch die Frau die absolute Gleichstellung, Emanzipation und Freiheit erreicht haben. Im Anschluss wird versucht, Licht in dieses Thema zu bringen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die erste Verfassung der DDR im Jahr 1949 erklärt. In ihr wird die Gleichberechtigung von Mann und Frau deklariert. Frauen sollen das Recht auf Arbeit und auf gleichen Lohn bei gleicher Arbeit haben sowie das gleiche Recht auf Bildung. Es reflektieren sich hier also all die Forderungen der Feministinnen des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie genieꞵen einen besonderen Schutz im Arbeitsprozess sowie den staatlichen Schutz von Mutterschaft. Ferner sieht das System vor, dass Mann und Frau die gemeinsame Verantwortung für die Erziehung der Kinder tragen.

Die Nichterwerbstätigkeit der Frau ist nach Marx der Hauptfaktor für ihre Unterdrückung. Dies wird auch so in der DDR bewertet. Deshalb wird die Frau in den Erwerbsprozess einbezogen. Die häusliche nicht bezahlte Arbeit ist unproduktiv, ist also keine Arbeit. In den 50er-Jahren werden verstärkt Frauen für die Arbeitswelt geworben. Was die Staatspropaganda aber nicht darlegt, ist die Unentbehrlichkeit der Frauen als Arbeitskräfte. Viele Bürgerinnen und Bürger waren in den Westen abgewandert. Auꞵerdem erscheint den meisten Frauen das Familienleben wichtiger als die Erwerbstätigkeit.

In den 60er –Jahren wird die qualifizierte Erwerbsarbeit gefördert, somit das Recht auf Ausbildung. Die Frau mit Facharbeiter–, Fachschul– oder Hochschulabschluss wird als Leitbild dargestellt. Allerdings müssen die Frauen die Doppelbelastung als Mutter und Hausfrau ertragen.

Laut Helwig und Nickel ist zu dieser Zeit ein starker Geburtenrückgang zu verzeichnen und viele Frauen wünschen sich Teilzeitstellen, weil sie der doppelten Belastung der „wie ein Mann“ arbeitenden „Mutti“, die dabei noch „eine richtige Frau“ bleiben sollte, nicht standhalten30. Genau dies ist aber das Bild, das in der DDR bis zu ihrem Ende propagiert wird. Hausfrauen, kinderlose Frauen und Rentnerinnen kommen in diesem System nicht vor.

Der Staat, also die Partei, übernimmt übrigens die Verantwortung für die Emanzipation der Frau. Ihr wird der Mann als Leitbild vorgestellt. Alles, was die Männer schon erreicht haben, gilt als erstrebenswert. Also besteht eigentlich keine wirkliche Möglichkeit der Selbstverwirklichung der Frauen. Nach dem Ideal der DDR soll sich die Frau auch im öffentlichen Leben engagieren, neben ihrer Arbeit und Mutterschaft. Sie soll sich für den Sozialismus und den Weltfrieden, gegen Imperialismus und kapitalistische Ausbeutung einsetzen. Im Widerspruch zur vollkommenen Emanzipation und Gleichheit der Frauen, wie sie in der DDR propagiert wird, bleibt aber festzustellen, dass in den Verbänden und Parteien die höheren Funktionen von Männern dominiert werden.

Das Familienbild in der sozialistischen DDR ist sehr konservativ. Für die Partei ist die ideale Familie ein verheiratetes Paar mit zwei bis drei Kindern. Zur Entlastung der voll berufstätigen Frau werden Kinderbetreuungseinrichtungen sowie Haushaltshilfen zur Verfügung gestellt. Die meisten Frauen nehmen ein Jahr Mutterschutz nach der Geburt eines Kindes in Anspruch. Um die Gleichberechtigung durchzusetzen, soll die Hausarbeit nach Vorstellung des Staates von den Eheleuten zu gleichen Teilen erledigt werden. Eine Auszeit des Vaters nach der Geburt zur Vereinbarung von Beruf und Vaterschaft ist nicht reguliert.

Die Realität sieht aber anders aus. Die meisten Familien haben nur ein oder zwei Kinder, weil die meisten Frauen damit überfordert sind. Trotz der Propaganda ist die Familie als Institution noch immer traditionell stark patriarchalisch geprägt. Das hängt selbstverständlich damit zusammen, dass die Männer ein besseres Gehalt haben. Die gleiche Arbeit wird also nicht gleich vergütet. Somit befinden sich die Männer in einer besseren wirtschaftlichen Situation. Die Frauen sind weiterhin wirtschaftlich von den Männern abhängig.

Die Hausarbeit bleibt aufgrund dieser patriarchalischen Strukturen meist an den Frauen hängen. Sie haben Probleme mit der langen Arbeitszeit, worunter vor allem die Kinderbetreuung leidet. Die meisten Frauen erreichen mit einem Kind ihre Höchstbelastung.

Die meisten Frauen wollen aber auf ihre Arbeit nicht verzichten. Für die Mehrheit der Frauen hat die Arbeit und die Familie die gleiche Bedeutung.

Die Ehen werden in der DDR deutlich früher geschlossen als in der BRD. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Ehepaare bei der Wohnungsvergabe bevorzugt werden. Die Scheidungsrate ist relativ hoch. Es gibt in der DDR im Durchschnit 18% alleinerziehende Familien, davon bestehen ca. 98% aus Frauen. Über Alleinerziehende wird in den Medien so gut wie gar nicht berichtet, weil sie nicht in das konservative Familienbild passen. Der Staat versorgt sie aber mit den notwendigen staatlichen Hilfen, wie z.B. Kinderkrippenplätze oder Finanzausgleich bei Krankheit des Kindes. Finanziell geht es den meisten Alleinerziehenden aber schlecht. So verfügt eine Frau mit zwei Kindern nur rund über die Hälfte des Einkommens von einem Ehepaar mit der gleichen Anzahl von Kindern.

Laut Helwig und Nickel verrichten zwei Drittel der Frauen in der Woche täglich zwei bis vier Stunden Hausarbeit, Männer hingegen etwa 14%31. Mit zunehmendem Bildungsniveau wird die Verteilung der Hausarbeit unter den Geschlechtern allerdings gleichmäßiger und weniger traditionell32. Die Väter sind übrigens immer zum Unterhalt verpflichtet, egal ob sich um ein eheliches oder uneheliches Kind handelt.

Wie bereits erwähnt, für Marx, Engels und Bebel ist der wichtigste Schritt zur Gleichberechtigung der Frau ihre Einbeziehung in die gesellschaftliche Produktion, das heiꞵt in die Erwerbstätigkeit. Lenin proklamierte, dass die ökonomische Unabhängigkeit der Frau der Garant für ihre Befreiung von der „Sklaverei“, der Hausarbeit, sei. In der DDR wird diese Prämisse eingehalten.

Die SED kontrolliert regelmäßig die Erfolge und behauptet, dass der Kampf um die Rechte der Frauen, so wie sie in den traditionellen Arbeiterbewegungen und von den Feministinnen eingefordert werden, in der DDR realisiert seien. Angeblich existierten die juristischen Grundlagen für die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung der Frauen im Arbeitsprozess. Die Arbeitsplätze stünden den Frauen offen, sodass sie die Möglichkeit der Berufstätigkeit hätten. Die Qualifikation der Frauen ermögliche ihnen die gleiche Berufsausbildung wie Männern. Durch die staatlichen Hilfen wäre die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleistet. Den Frauen würden spezifische Maꞵnahmen zur Erhaltung ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit, die aufgrund ihrer anatomischen und physiologischen Bedingungen und der Mutterschaft notwendig seien, angeboten. Millionen Frauen und Männern seien davon überzeugt, dass die Berufstätigkeit der Frau im Interesse der Familie, der Frau selbst und der Volkswirtschaft notwendig ist33.

So sind im Jahr 1989 über 90 % der Frauen berufstätig. Es ist allerdings zu bedenken, dass die Frauen nicht nur das Recht zur Arbeit haben, sondern geradezu die Pflicht, um ihre Familien materiell abzusichern.

Die Berufe, in denen die Frauen hauptsächlich beschäftigt sind, sind aber sozial und finanziell schlechter gestellt. In den Leitungspositionen sind nur ganz wenige Frauen zu finden. Wie bereits oben erwähnt, ist dies auch auf die vorherrschende patriarchalische Struktur der Gesellschaft zurückzuführen, auch wenn vom Staat Gegenteiliges behauptet wird. Frauen unterbrechen wegen ihrer Mutterschaften immer wieder ihre Karriere. Sie verdienen im Durchschnitt bis zu 30 % weniger als Männer.

Bei der Berufswahl schlagen Mädchen und Jungen verschiedene Berufsrichtungen ein. Bei der Vergabe von Lehrstellen wird staatlich vorgegeben, in welche Berufe wie viele Mitglieder des jeweiligen Geschlechts eintreten sollten. So bekommen die Mädchen oft Stellen in Berufen, die von Frauen dominiert sind. Die Betriebe und Kombinate begründen diese Einstellungen mit der höheren Ausfallquote und Fluktuation der Frauen wegen der Mutterschaft. Die Jungen seien den Mädchen physischen überlegen und hätten mehr technisches Interesse.

Anhand dieser Beispiele kann nur festgestellt werden, dass die Theorie der Frauenrolle vollends bestätigt wird. In den Fachschulstudiengängen entscheiden sich Frauen meist für den medizinischen und pädagogischen Bereich, in den Hochschulstudiengängen sind sie in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Pädagogik, Literaturwissenschaften sowie Medizin deutlich überrepräsentiert.

Im politischen System der DDR ist nicht vorgesehen, Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems zu beeinflussen. Opposition und Pluralismus sind ausgeschlossen. Beteiligung von einzelnen Personen oder gar Frauen gibt es nicht. Die politische Partizipation der Frau in der DDR sieht so aus, dass sie durch ihre Erwerbstätigkeit nicht nur ihre Gleichberechtigung erfährt, sondern auch dadurch hilft, die Wirtschaft des Landes zu stärken und die DDR aufzubauen und zu stabilisieren. Im Jahr 1949 werden in den Abteilungen der Parteileitungen Frauenbeauftragte eingeführt. Dies geschieht aber nicht im Interesse der Frau, sondern sie werden im Sinne der Partei konzipiert. Im Jahr 1950 wird diese Verpflichtung einer Mindestvertretung von Frauen in Parteivorständen und Sekretariaten der SED gestrichen, weil sie ein Hindernis für die stalinisierte zentralistische Kaderpolitik darstellt. Sie wird auꞵerdem als Überbleibsel der Sozialdemokratie betrachtet.

In den Grundqualifikationen in Bildung, Beruf und öffentlichem Leben sind die Geschlechter ungefähr gleichermaꞵen verteilt. Wenn man aber einen Blick auf die höhere Leitungsebene wirft, so ändert sich das Bild. Die Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. Die Frauenquote im ZK der SED ist nie höher als 15%. Frauen sind in betrieblichen Ausschüssen vertreten, in denen es Ziel ist, die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf zu ermöglichen. Andere frauenspezifische Fragestellungen werden aber nicht in Angriff genommen.

Innerhalb der Wendezeit gewinnen nicht staatliche Frauenbewegung, meist informelle Gruppen, an Bedeutung. Sie befassen sich mit Fragen, die die Frauen berühren, aber auch mit Themen wie Friede oder Ökologie. Sie treffen sich außerhalb der öffentlichen Politik, meist innerhalb der evangelischen Kirche.

6. Schlussfolgerung

Die Eingliederung der Frau in den gesellschaftlich organisierten Arbeitsprozess zur Erreichung ihrer Unabhängigkeit, so wie dies Marx, Engels und Bebel einfordern, war in der DDR zum größten Teil vollzogen. In den 50er-Jahren wurden immer mehr Frauen berufstätig und dadurch finanziell unabhängiger von ihren Männern, was eine hohe Scheidungsrate mitsichbringt. Die Frauen verdienen aber im Durchschnitt weniger und sind sehr selten in leitenden Positionen vertreten. Es gibt die frauentypischen Berufe wie in allen anderen Ländern. Aber zumindest wird in der DDR die Hausarbeit und Kindererziehung erleichtert, so wie Marx, Engels und Bebel dies reklamieren. Der Staat stellt den beruftstätigen Frauen Haushaltshilfen und Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung.

Die Gleichheit von Mann und Frau wird in der ersten Verfassung der DDR im Mai 1949 verankert. Somit wird ein weiterer Ansatzpunk von Bebel erfüllt, was aber nichts besonderes darstellt, da ja die meisten Verfassungen dieses Recht auf Gleichtheit anerkennen und als Grundrecht einflieꞵen lassen.

Bezüglich der Gleichheit in der Ausbildung von Mann und Frau kann man festhalten, dass die DDR auch diesen Anspruch theoretisch erfüllt. Seit den 60er-Jahren findet die Verstärkung der Qualifikation von Frauen sowohl bei der Schulausbildung als auch bei der Berufsausbildung statt. Die Frauen sind genauso gut wie die Männer für Bildung und Beruf qualifiziert.

Die DDR hat auch die Forderungen von Marx, Engels und Bebel in Sachen Frauenemanzipation übernommen und vieles - zumindest ansatzweise - verwirklicht. Jedoch stehen der vollständigen Emanzipation der Frau einige Dinge im Weg. So ist z. B. die Emanzipation vom Staat aufgezwungen und geht nicht von den Frauen selbst aus. Wie im Westen ist die Gesellschaft eine patriarchalische, Frauen sind notwendigerweise Mütter und Hausfrauen. Die Frauen müssen sich immer wieder mit den bereits erreichten Leistungen der Männer vergleichen lassen.

Letztendlich kommt in der DDR auch nur eine Ähnlichkeit zwischen Unterdrückern und Unterdrückten heraus, was die Kritik an Marx, Engels und Bebel bestätigt. Der Nebenwiderspruch der Unterdrückung der Frau in Ehe, Familie und Gesellschaft wird in der DDR in der Realität nicht aufgehoben, weil der Hauptwiderspruch, die Überwindung der Kapitalverhältnisse, nicht überwunden wird.

Notas y aparato crítico

1. Karl Marx, geb. am 5. Mai 1818 in Trier, gestorben am 14. März 1883 in London. Marx war ein deutscher Philosoph, Ökonom, Gesellschaftstheoretiker, Journalist und politischer Protangonist der Arbeiterbewegung, Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft und der Religion. Zusammen mit Friedrich Engels wurde er zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus. Die theoretischen Grundlagen des nach ihm benannten Marxismus beeinflussen die Geschichts- und Sozialwissenschaften, Wirschafts- und Politikwissenschaften bis in die Gegenwart.

2. Stenglein, G. (2012): Condición femenina y delincuencia: Estudio comparado hispano-alemán y una propuesta sistémica europea. Saarbrücken: EAE Editorial Académica Española.

3. Schmidt, Manfred G. (1995): Wörterbuch zur Politik. Stuttgart: Kröner.

4. Claude-Henri de Saint-Simon, geb. am 17. Oktober 1760 in Paris, gestorben am 19. Mai 1825 in Paris. Er war ein bedeutender französischer soziologischer und philosophischer Autor zur Zeit der Restauration. Saint-Simon, C.-H.: El pensamiento de Saint-Simon, Editor: Ghita Ionesc.

5. Robert Owen, geb. am 14. Mai 1771 in Newton, Wales, gestorben am 17. November 1858 in Newtown. Er war ein britischer Unternehmer und Frühsozialist. Er gilt als der Begründer des Genossenschaftswesen. Owen, R. (1813): Una nueva visión de la sociedad und Owen, R. (1821): Informe al Condado de Lanark.

6. Friedrich Engels, geb. am 28. November 1820 in Barmen, gestorben am 5. August 1895 in London. Er war ein deutscher Philosoph, Gesellschaftstheoretiker, Historiker, Journalist und kommunistischer Revolutionär. Er war als erfolgreicher Unternehmer in der Textilindustrie tätig. Gemeinsam mit Karl Marx entwickelte er die als Marxismus bezeichnetet Gesellschafts- und Wirschaftstheorie. Engels, F. (1884): Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Geschrieben Ende März bis 26. Mai 1884. Erstmalig veröffentlicht Hottingen-Zürich 1884.

7. Merfeld, M. (1972): Die Emanzipation der Frau in der sozialistischen Theorie und Praxis. Reinbek bei Hamburg. S. 58.

8. Merfeld, M. (1972): Die Emanzipation der Frau in der sozialistischen Theorie und Praxis. Reinbek bei Hamburg. S. 59.

9. Merfeld, M., op. cit., S. 37.

10. Merfeld, M. (1972): Die Emanzipation der Frau in der sozialistischen Theorie und Praxis. Reinbek bei Hamburg. S. 36.

11. Ferdinand August Bebel, geb. am 22. Februar in Deutz bei Köln, gestorben am 13. August in Passugg, Schweiz. Er war ein sozialistischer deutscher Politiker und Publizist und einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie. Er gilt bis heute als eine ihrer herausragenden historischen Persönlichkeiten und war einer der bedeutendsten Parlamentarier der Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Bebel, A. (3. Auflage 1994): Die Frau und der Sozialismus. Mit einem Vorwort von Eduard Bernstein. Neusatz der Jubiläumsaus. 1929. Bonn: Dietz.

12. Bebel, A. (1891): Die Frau und der Sozialismus. S. 5.

13. Gerhard, U. (1999). Frauen in der Geschichte des Rechts: Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. München: C. H. Beck. Gall, L. (2004). Europa auf dem Weg in die Moderne. München: Oldenbourg Verlag.

14. Moliner, M. (1988). Diccionario de Uso del Español. Madrid: Editorial Gredos. Der Begriff Kondition hat unterschiedliche Bedeutungen. Es kann auch die „natürliche Art ein ein Ding oder eine Art von Dingen zu sein. Die Geselligkeit ist der menschlichen Veranlagung eigen.“ Oder es könnte die allgemeine Art sein, „eine Person vom moralischen Standpunkt aus betrachtet zu sein“. Eine andere Bedeutung bezieht sich auf die Klasse, die „Art des Seins von Dingen, mit denen sie klassifiziert oder gruppiert werden können.“ Es kann auch „soziale Klasse oder Kategorie von Menschen“ oder der Zustand oder die Situation, „guter oder schlechter Verfassung“ sein. „Der Begriff Geschlecht bezieht sich auf Klasse, Art, Typ: Gruppe, die sich aus bestimmten wegen ihrer ähnlichen Charakter gleichen Dingen zusammensetzt, aber sich gleichzeitig durch ihre unterschiedliche Charaktere von einer umfassenderen Gruppe absetzt.“
15. Anderson, B. S. und Zinsser (1995). Eine eigene Geschichte I. Frauen in Europa. Verschüttete Spuren. Frühgeschichte bis 18. Jahrhundert. Frankfurt: Fischer Verlag. Bock, G. (2000). Frauen in der europäischen Geschichte: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München: C. H. Beck. Rüegg, W. (2004). Geschichte der Universität in Europa: Vom 19. Jahrhundert zum Zweiten Weltkrieg: 1800 - 1945. München: C. H. Beck.

16. Rürup, R., Grüttner, M. Hachtmann, R. und Haupt, H.-G. (1999). Geschichte und Emanzipation. Frankfurt: Campus.

17. Schieder, T. (1992). Handbuch der europäischen Geschichte: Europa im Zeitalter der Weltmächte, 2, Band 2, Band 7. Michigan: University of Michigan.

18. Olimpia de Gouges ist das Pseudonym von Marie Gouze, Schriftstellerin und französische Heldin, geboren 1748 in Montauban und am 3. November 1793 in Paris durch die Guillotine gestorben. Sie verteidigt die Gleichheit der Rechte zwischen Männern und Frauen im Rahmen der Französischen Revolution. Ohne weiteres kann sie als eine Vorläuferin des modernen Feminismus genannt werden. Ihr Leben ist sehr kurios. Sie wurde als Tochter eines Verkäufers von Toilettenartikeln geboren. Der Vater erscheint nicht; einige Schriftsteller behaupten, ihr Vater wäre Ludwig XV gewesen, andere aber sagen, es wäre der Dichter Lefranc de Pompignan gewesen. Sie ist mit einem gewissen Aubry verheiratet, der kurz darauf stirbt. Anschliessend geht sie nach Paris, wo sie sich Olimpia de Gouges nennt und sich der Literatur widmet. Sie bekämpft das Terror-System und die dafür verantwortlichen Männer, was sie ins Gefängnis bringt. Ihre beleidigenden Briefe, die sie an Robespierre schreibt, liefern sie an das Revolutionsgericht, das sie zum Tod durch die Guillotine verurteilt.

19. Mary Wollstonecraft, britische Philosophin und Schriftstellerin, am 27. April 1759 geboren und am 10. September 1797 gestorben. Sie ist eine Vorläuferin der feministischen Bewegung. Sie verfasst Romane und Abhandlungen; durch ihre Arbeit „Veteidigung der Rechte von Frauen“ wird sie berühmt. Sie verteidigt die Idee, dass die Frauen von Natur aus den Männern nicht unterlegen sind, sondern dass dieses Argument auf Bildung zurückzuführen ist. Sie schlägt vor, Männer und Frauen als vernünftige Wesen zu behandeln und stellt sich eine soziale Ordnung vor, die auf Vernunft basiert. Heute gilt sie als eine der wichtigsten Vorreiterinnen der feministischen Philosophie. In dem Buch über die einflussreichsten Frauen aller Zeiten wird sie auf Platz Nummer 6 geführt. Vid. Felder, G. D. (1996): The 100 Most Influential Women of All Time: A Raking Past and Present. New York: Carol Publishing Group, S. 23-26. Ihre Verteidigung der Gleichheit und Angriffe auf den konventionellen Feminismus dienen der Entstehung der feministischen Bewegung. Sie war mit dem Anarchisten William Godwin verheiratet und stirbt mit nur 38 Jahren.

20. Concepción Arenal, spanische Schriftstellerin, wird am 31. Januar 1820 in Ferrol geboren, sie stirbt am 4. Februar 1893 in Vigo. Sie studiert in einer Schule für junge Damen. Gegen den Willen ihrer Mutter tritt sie als Zuhörerin an der Juristischen Fakultät der Zentralen Universität ein, in männlicher Kleidung. Sie nimmt an politischen und literarischen Versammlungen teil, aber auch als Mann verkleidet. Im Jahr 1859 gründet sie die Frauengruppe Konferenzen von San Vicente de Paúl in Cantabria, um den Armen zu helfen. Sie erhält als erste Frau den Preis der Akademie für Moral und Politik für ihre Arbeit. Ebenso erhält sie als erste Frau den Titel Visitadora de Cárceles de Mujeres (Besucherin für Frauengefängnisse). Sie veröffentlicht Bücher über Kriminelle und beschreibt sie als das Produkt einer depressiven und repressiven Gesellschaft. Im Jahr 1868 wird sie zur Inspektorin der Frauenhäuser ernannt und arbeitet mit der Madrider Zeitschrift La Voz de la Caridad zusammen, in der sie über das Elend der Welt schreibt. Im Jahr 1877 veröffentlicht sie einige Studien über die Gefängnisse. Sie ist die Vorläuferin des Feminismus in Spanien, sie kämpft gegen die Marginalisierung des weiblichen Geschlechts und fordert die Gleichheit.

21. Emilia Pardo Bazán, spanische Schriftstellerin, Journalistin und Kritikerin, wird am 16. September 1851 in La Coruña geboren, sie stirbt am 12. Mai 1921 in Madrid. Sie ist die Tochter einer adligen galizischen Familie (ihr Vater war Abgeordneter); ihre Mutter ermutigt sie, in der väterlichen Bibliothek zu lesen und zu schreiben. Die Bücher über die Französische Revolution faszinieren sie. Sie besucht Klassen an einer französischen Schule in Madrid und studiert dann bei privaten Lehrern. Sie lehnt die typisch weibliche Ausbildung ab: Klavier spielen und Musikunterricht. Auf Reisen mit ihren Eltern in Europa lernt sie Englisch und Deutsch. Im Jahr 1882 beginnt sie sich hin zum Naturalismus zu entwickeln. Sie veröffentlicht das Buch La cuestión palpitante, das einen Skandal verursacht und der Grund für ihre Trennung von ihrem Ehemann ist. Sie besucht Kongresse wie den Pädagogischen Kongress, wo sie die Bildungsungleichheit zwischen Männern und Frauen anklagt, wobei sie sich des Sexismus in intellektuellen Kreisen bewusst ist. Im Jahr 1906 leitet sie als erste Frau die Literaturabteilung des Ateneo von Madrid und ist die erste Frau, die den Lehrstuhl für Literatur an der Zentralen Universität von Madrid innehat, obwohl nur wenige Studenten teilnehmen - vielleicht wegen des sozialen Widerstands gegen Veränderungen -.

22. María del Buen Suceso Luengo de la Figuera, Lehrerin und spanische Schriftstellerin, am 19. November 1864 in der Provinz Zamora geboren, stirbt im Jahre 1931. Sie ist Direktorin der Escuela Normal de Maestras (Lehrerinnenschule) in Soria, im Jahr 1890 zieht sie als Schulleiterin nach Havanna. Sie nimmt an literarischen Wettbewerben in der der Provinz von Zamora teil und arbeitet mit Zeitungen und Zeitschriften zusammen. Im Jahr 1917 veröffentlicht sie in Madrid ihre Gedichte Pasajeras, in denen sie mit Mystifikation, Sublimation und Landschaftsmystik zusammen mit ihren kastilischen Wurzeln in unmittelbare Nähe der 98er-Bewegung rückt. In Málaga gründet sie den Club Palófofilo zur Verbreitung der Lateinamerikanischen Literatur. Politisch kann man sie zur reformistischen Linie innerhalb der Liberal-Konservativen zuordnen. Sie ist davon überzeugt, dass Bildung und Kultur den Fortschritt antreiben. Sie folgt den Linien des spanischen Feminismus. In Granada unterrichtet sie marginalisierte Kinder im Einklang mit dem sozialen Katholizismus. Im Jahr 1902 veröffentlicht sie ihr Buch Pedagogía Social, in dem sie eine Ausbildung für alle vorschlägt, auch für Mädchen. Sie kämpft gegen die Ignoranz, indem sie den Zugang von Frauen zu Kultur und Wissen fordert, um rechtliche Gleichheit und das Recht auf Arbeit zu erreichen.

23. Dame Millicent Garrett Fawcett, britische Feministin und Suffragistin, geb. am 11. Juni 1847, gestorben am 5. August 1929. Sie kämpft für eine bessere Erziehung und Ausbildung für Frauen, damit sie Zugang zu Arbeit und zum Wahlrecht haben können. Sie ist Mitbegründerin des Newnham College in Cambridge.

24. Emmeline Pankhurst, Gründerin der britischen Wahlrechtsbewegung, wurde 1858 in Manchester geboren, sie starb 1928 in London. Sie kämpft für das Frauenwahlrecht in der Zeit unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg. 1892 gründet sie die Liga zugunsten des Wahlrechts für Frauen. Zusammen mit ihrem Ehemann tritt sie der Labour Party bei. Sie ist mehrmals im Gefängnis. Das Buch über die einflussreichsten Frauen setzt sie auf Platz Nummer 58. Vid. Felder, D.G., op. cit., S. 203-206.

25. Clara Josephine Zetkin, Politikerin, Parlamentarierin und deutsche Feministin, geb. am 5. Juli 1857 in Wiederau, gestorben am 20. Juni 1933 in der Nähe von Moskau. Sie ist Mitglied der SPD, Vertreterin der revolutionären marxistischen Ideen. Später tritt sie der kommunistischen Partei KPD bei, in der sie sehr viel Einfluss ausübt. Sie ist parlamentarische Abgeordnete von 1920 bis 1933. Sie nimmt am Kongress der Internationale teil und fördert den Erste Internationaler Frauentag. Während des Ersten Weltkriegs wird sie wegen ihres Widerstands gegen den Krieg inhaftiert. 1933 flüchtet sie nach Russland, wo sie - politisch isoliert – stirbt.

26. Rosa Luxemburg, Vertreterin der Arbeiterbewegung und Mitglied der Proletarischen Partei, wurde am 5. März 1871 in Zamosc, dem heutigen Polen, geboren. Am 15. Januar 1919 wird sie in Berlin ermordet. 1888 besteht sie das Abitur cum laude. Wegen ihrer Zugehörigkeit zur verbotenen Partei Proletariado geht sie in die Schweiz ins Exil. Sie nimmt an zahlreichen Arbeiterbewegungen und -gruppen teil. An der Universitiät Zürich studiert sie Philosophie, Geschichte, Politik und Ökonomie. Wegen ihrer marxistischen und antimilitaristischen politischen Ideen wird sie bei vielen Gelegenheiten eingesperrt. Sie wird zusammen mit Karl Liebknecht getötet. Im Buch über die einflussreichsten Frauen aller Zeiten steht sie auf Platz Nummer 42, vid. Felder, G.D., op. cit., S. 148 - 150. Ihre Freundin Clara Zetkin beschreibt sie als „lebende Flamme der Revolution“.

27. Clara Campoamor Rodríguez, republikanische Politikerin und spanische Liberale, geboren am 12. Februar 1888 in Madrid, gestorben ist sie am 30. April 1972 in Lausanne. Sie ist die Hauptförderin des allgemeinen Wahlrechts und Verteidigerin der Frauenrechte. Als sie als Direktionssekretärin in die Zeitung La Tribuna eintritt, beginnt sie, sich für die Politik zu interessieren. Im Jahr 1920 schreibt sie sich in der Sekundarschule und dann in der Fakultät für Rechtswissenschaften ein. Den Titel erlangt sie in nur zwei Jahren. Mit 36 Jahren wird sie eine der wenigen spanischen Anwältinnen und beginnt sofort, ihren Beruf auszuüben. Ihre Vorstellungen von der Gleichstellung von Frauen nähern sich der der Partei PSOE (Partido Social de Obrero Español), in die sie aber nie eintritt. Sie gründet die Asociación Liberal Socialista, nimmt an Konferenzen in der Asociación Femenina Universitaria und Academia de Jurisprudencia. Sie setzt sich für die gleichen Rechte für Frauen und politische Freiheit ein. Im Jahre 1931 lässt sie sich in der Liste der Radikalen Partei aufstellen und wird zur Abgeordneten gewählt. Sie ist Mitglied der Verfassungskommission, bestehend aus 21 Abgeordneten, und kämpft für die Nichtdiskriminierung aufgrund des Geschlechts, die rechtliche Gleichstellung von Kindern innerhalb und außerhalb der Ehe geboren, die Scheidung und das allgemeine Wahlrecht. Als der Bürgerkrieg ausbricht, geht sie ins Exil und lebt danach in Paris und Buenos Aires. Sie versucht nach Spanien zurückzukehren, was aber daran scheitert, dass ein Prozess gegen sie eröffnet war. Sie lässt sich in der Schweiz nieder, wo sie stirbt.

28. Marguerite Durand, französische Schauspielerin, Journalistin und Suffragistin, wird am 24. Januar 1864 geboren und stirbt am 16. März 1936. Ihr Ehemann Georges Laguerre führt sie in die Welt der radikalen Politik ein. Im Jahr 1910 versucht sie, eine Gruppe von weiblichen Kandidaten für die Parlamentswahlen zu organisieren. Sie hilft bei der Organisation mehrerer Gewerkschaften.

29. Simone de Beauvoir, französische Romanschriftstellerin und Philosophin, wird am 9. Januar 1908 in Paris geboren, sie stirbt am 14. April 1986. Sie schreibt über politische, soziale und philosophische Fragen. Ihr Denken lehnt sich an den Existentialismus an. Ihr Buch The Second Sex (1949) ist ein grundlegendes Element des Feminismus und analysiert die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die Konstruktion der Rolle und Figur der Frau. De Beauvoir ist eine der renommiertesten literarischen und intellektuellen Figuren bis zu dem Punkt, dass das Buch über die einflussreichsten Frauen aller Zeiten sie auf Platz Nummer 15 setzt. Vid. Felder, G. D., op. cit., S. 54 - 57. Sie ist die Lebensgefährtin des Philosophen Jean Paul Sastre.

30. Helwig, G. und Nickel, H. M. (Hrsg.), (1993): Frauen in Deutschland 1945-1992, Berlin: Akademie Verlag. S. 29 und 30.

31. Helwig, G. und Nickel, H. M. (Hrsg.), (1993): Frauen in Deutschland 1945-1992, Berlin: Akademie Verlag. S. 152.

32. Helwig, G. und Nickel, H. M. (Hrsg.), (1993), op. cit., S. 160.

33. Helwig, G. und Nickel, H. M. (Hrsg.), (1993): Frauen in Deutschland 1945-1992, Berlin: Akademie Verlag. S. 233. [Recibido el 16 de noviembre de 2018].





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